Der verborgene Schmerz hochsensibler Menschen
- Céline
- 6. Feb.
- 5 Min. Lesezeit

Es gibt da einen verborgenen Schmerz, den viele hochsensible Menschen in sich tragen. Es ist der Schmerz von:
"Gibt es wirklich Menschen, die so grausam, so gemein, so manipulativ sind? Kann das wahr sein?" oder ein "Was genau geschieht hier auf dieser Welt gerade? Ist das zu ertragen?" Diese Wahrnehmungen können ein Gefühl der Kälte, der Ohnmacht auslösen, des sich ausgeliefert fühlen, bis hin zur Bewegungsunfähigkeit oder innerer Erstarrung. Da klafft ein grosses Loch auf, da entsteht eine riesige Diskrepanz im Inneren. Denn im Äusseren zeigt sich etwas, das so so weit von der eigenen Wahrheit entfernt ist, dass dies unvorstellbar ist. Die eigene Seele schwingt so fein, so ruhig, so friedvoll, dass es ist, als würde sie Schockfrieren, ab der Erlebnisse im Aussen. Wie soll sie bitte schön mit sowas zurecht kommen? Wie soll sie denn bitte auf sowas reagieren? Und weisst Du was, sie kann es oftmals nicht, weil sie meistens die ersten Male mit diesem Schock in Berührung kommt, während sie im Körper eines Kindes ist. Ja klar, sie trägt schon viel Erfahrung in sich, hat vielleicht in früheren Leben auch schon Grausamkeiten erlebt oder erleben lassen. Doch sind die Erfahrungen in diesem Leben neu und der Schock schlägt zu!
Bei manchen ausgelöst durch Situationen im Elternhaus. Bei anderen durch Situationen mit den Nachbarskindern und Bekannten. Oder dann später durch Erlebnisse in der Schule, bei der Arbeit oder ausgelöst durch Medien. Was hier schrecklich klingt, ist einfach normal! Wenn Menschen auf Menschen treffen, dann können Grausamkeiten und Gemeinheiten entstehen. Mir hilft es, mich dazu liebevoll zu stellen, weil ich weiss, dass Grausamkeiten IMMER aus einer Not heraus entstehen. Hinter jeder Grausamkeit, Grobheit, Manipulation steckt eine innere Distanz zum eigenen Selbst, ein eigener ungelöster Schmerzpunkt. Diese Handlungen dienen als Schutzmechanismus, um den eigenen Schmerz nicht ganz zu fühlen und es ist dieser Schutzmechanismus, der für viele das "Überleben" im aktuellen Umfeld sichert.
Doch dieser Weg als Schutzmechanismus ist für viele Hochsensible nicht möglich, er steht nicht zur Auswahl. Weil sie viel zu sehr selbst fühlen, was es mit dem Gegenüber macht, wenn sie ihm in irgend einer Form Schmerzen zufügen würden. Also lassen sie es sein. Weil jedoch das Kind in seinem Schock überfordert ist, darauf zu reagieren, wählt es oft den einzig gangbaren Weg für sich um auf solche Situationen zu reagieren. Es passt sich an! Es dimmt sein Licht! Es zieht seine Seele tief in sich zurück, wo sie geschützt ist! Es gibt dem Gegenüber das, was es so vehement verlangt und einfordert. Oder es zieht sich von der Welt zurück, in sein Schneckenhaus und verbringt viel Zeit in Träumereien und magischen Welten. Auch dies sind Schutzmechanismen, die dem eigenen Überleben, der eigenen Resilienz dienen, sie dürfen gedankt und gewürdigt sein.
Sehen wir als Erwachsene, dass unserem Kind oder einem Kind in meinem Umfeld genau dies geschieht, sind wir aufgefordert, es darin nicht alleine zu lassen! Den Schock nicht runter zu spielen, sondern diesen ernst zu nehmen. Denn hier entsteht der Unterschied, damit keine Traumen entstehen. Bei Traumen sind wir nicht bewegungsfähig, ohnmächtig, handlungsunfähig, völlig überfordert und dazu alleine! Seien wir also der Mensch, der das Kind sieht! Der wahr nimmt, was gerade bei ihm geschieht! Der ihm Platz und Raum gibt, dass seine Gefühle sein dürfen, so dass sie fliessen können und sich aus der Erstarrung lösen dürfen! Auch wenn es echt nicht einfach ist, dabei zu sein, wenn sich so eine blockierte Gefühlsladung entlädt, das schmerzt uns Haltende mit. Doch nur so, kann Heilung entstehen, indem es fliessen darf, es geht hier darum, tief im eigenen Vertrauen an den Prozess zu verweilen.
Als Erwachsene Begleiter sind wir ebenso dazu aufgefordert, dem Kind nicht gleich den Schmerz wegzunehmen, damit nehmen wir ihm die Chance, daran zu wachsen. Ausser wir sehen und fühlen deutlich, dass es zuviel ist, dass die Seele das Kindes daran zerbricht oder riesigen Schaden nimmt, dann bedarf es unserer Reaktion des Schutzes und der Veränderung im Aussen. Das kann wichtig und essentiell sein, doch dann dürfen wir im Nachhinein die Situation gemeinsam besprechen, aufarbeiten und gemeinsam an den Ressourcen für die Zukunft arbeiten.
Zu den Ressourcen gehören
Wie kann das Kind seinen Raum schützen, so dass nicht alles da hinein dringt.
Wie kann das Kind seinen Raum ausdehnen und mit sich selbst füllen, damit er stabiler und stärker wird und eine andere Ausdruckskraft nach Aussen hat.
Wie kann das Kind sich wirkungsvoll und heilsam um die Wunden kümmern, wenn etwas trotz des Schutzes in den eigenen Raum eingedrungen ist und dort für Verletzungen gesorgt hat.
Wie findet das Kind die optimale Balance, sich hier und dort mal in die Gemeinschaft einzufügen und sich anzupassen und gleichzeitig das eigene Selbst leben, sich frei fühlen und sein Wesen zum Ausdruck bringen.
Was hilft dem Kind, die Schuld, die Verantwortung für den Schmerz auch dahin zurück zu geben, wo sie hingehört und nicht anzunehmen.
Wie geht das Kind damit um, wenn sich die Hilflosigkeit und der Schmerz in Wut verwandelt um diese nicht aufs Aussen zu richten und damit seinerseits Schaden anzurichten. Wie kann es diese Wut richtig kanalisieren und den Sinn darin entdecken.
Vorallem braucht es auch ganz viel Unterstützung, immer wieder heraus zu finden, was seine eigenen Bedürfnisse sind, seine eigenen Wünsche, seine Gefühle, sein persönlicher Ausdruck und was sind die der Anderen. Denn hochsensible Menschen, die stark übers fühlen und wissen der zwischenmenschlichen Felder wahr nehmen, bei denen verschwinden die Räume von "Das bin ich" und "das bist Du" oft unbemerkt. Genau hier beginnen dann Verdrehungen der eigenen Persönlichkeit ihren Lauf zu nehmen, die dann im Erwachsenen Alter mühsam ausgemistet und zurück gedreht werden.
Es gibt also viel zu tun, wenn wir als Erwachsene ein Kind bei diesem Prozess begleiten! Und ja, wir werden nicht alles richtig machen und das ist in Ordnung. Ich sehe heute Kinder, die das viel schneller verstehen und können, als uns Erwachsenen dies gelingt. Mir ist noch keine erwachsene hochsensible Person begegnet, die die oben genannten Schritte alleine geschafft hat. Doch mir sind schon viele erwachsene Menschen begegnet, die sich dafür Räume gesucht haben, wie z.B. bei mir. Die sich selbst in diesen Teilschritten begleiten liessen. Die sich darin geübt haben, ihren Raum wieder zu fühlen, das eigene Seelenlicht wieder zu erkennen. Wieder zu entdecken, was das eigene Selbst eigentlich ist und wie es sich ausdrücken möchte (hier gehört auch Psychologie rein). Sich selbst ausdehnen und irgendwann dem Aussen damit begegnen. Blockierte Gefühle wieder ins Fliessen bringen und dabei alte Wunden Stück für Stück heilen lassen. Der eigenen Wut begegnen und sinnvolle Reaktionen und Schutzmechanismen aufbauen. All dies ist Arbeit an sich selbst, Du kannst es auch Persönlichkeitsentwicklung nennen. Wenn ich Menschen bei solchen Prozessen begleite, arbeite ich gerne mit der Individualpsychologie und Imaginationen zu inneren Aspekten und Archetypen. Weil diese das Potential haben, neue Formen im eigenen Lebensstil zu entwickeln und damit Altes ausgedientes auszumisten. Mit der Erweckung innerer Aspekte erhalten wir Ressourcen, die Körper, Geist und Seele berühren und in Verbindung bringen. Dadurch wird Neues in uns möglich, was bisher unmöglich schien. Verbunden mit den Erkenntnissen der Individualpsychologie, verstehen wir auch den Sinn und das Wozu.
Ich selbst bin diesen Weg gegangen und kann nun wunderbar mit diesen Diskrepanzen umgehen und wenn nicht, verstehe ich es mich meinem Schmerz zu widmen und Gefühle ins Fliessen zu bringen. Die Frauen, die ich dabei begleiten durfte, die können dies nun ebenso und noch besser, sie unterstützen auch ihre Kinder dabei! Und was wir können, kannst Du auch! Melde Dich, ich unterstütze Dich genau da im Prozess wo Du stehst und genau so lange wie Du es brauchst. Oder erkläre es Dir so, dass Du es verstehst und Deinem Kind weitergeben kannst, wenn Dich selbst dieser Schmerz nicht betrifft.
Der Schmerz, dass das Aussen, die Welt, die Menschen manchmal so grausam sind, der bleibt. Immer! Doch der Umgang damit wird ein anderer. Und ich glaube tief daran, dass sich genau mit solcher Innenarbeit auch die Grausamkeiten vermindern werden! Jeder in sich "heile" Mensch, trägt seins dazu bei, dass in anderen "heile" Aspekte berührt werden. Dafür mag ich Tag für Tag meinen kleinen Beitrag geben.
Liebe das Leben und das Leben liebt Dich zurück,
von Herzen

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